Offener Brief an Gesundheitsminister Lauterbach!

8. Oktober 2024

Offener Brief an Gesundheitsminister Lauterbach!

 Pflegekräfte aus Schongau (SOGesund), die noch nicht wissen, ob sie zukünftig nicht sicherheitshalber zum Supermarkt an die Kasse wechseln sollten
Pflegekräfte aus Schongau (SOGesund), die noch nicht wissen, ob sie zukünftig nicht sicherheitshalber zum Supermarkt an die Kasse wechseln sollten

Sehr geehrter Herr Minister Lauterbach,

ich schreibe Ihnen als Krankenschwester, die 30 Jahre aktiv im Gesundheitswesen gearbeitet hat und mit dieser Berufserfahrung in den Stadtrat, in den Kreistag und in den Bayerischen Landtag gewählt wurde.

Die Zielrichtung der Krankenhausreform liegt vor. Sie nennen es „Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz“, ich nenne es eine „Katastrophe für die Patienten und ebenso für alle Mitarbeiter im Gesundheitssystem.“

Die Situation in der Gesundheitsversorgung in Bayern und in ganz Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch zugespitzt: immer mehr Krankenhäuser gehen insolvent und somit für die Versorgung der Bürger verloren. Die Reduzierung der Krankenhausstandorte verlängert zudem die Rettungszeiten für die Notfallversorgung.

Mit Erschrecken habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Verzögerung Ihrer Krankenhausreform den kalten Strukturwandel massiv vorangetrieben hat und immer noch vorantreibt. Ihr Zögern lässt die Landkreise, die Krankenhausträger, das Personal und die Patienten weiterhin im Ungewissen.

Das Beispiel der Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau, insbesondere dem Standort Schongau, zeigt, wie trotz sofortiger Reaktion des Kreistages und der Geschäftsführung auf die von Ihrer Krankenhausreform geforderte Umstrukturierung bzw. Ambulantisierung kleinerer Standorte auch weiterhin keine Finanzierungssicherheit und Zukunftsfähigkeit gegeben ist, wenn die Vorhaltepauschalen für Level 1i Häuser bei Inkrafttreten des KHVVG nicht sofort finanziert werden.

Meine fachlichen Einwände zum KVVG habe ich Ihnen bereits mehrfach als Mitglied der Bayerischen Regierungskoalition
mitteilen können.

Was muss noch getan werden, damit das unkontrollierte Sterben von Gesundheitsstandorten
endlich beendet wird?

Ich fordere Sie auf:

  • Die Einwände der Praktiker des Deutschen Gesundheitswesens müssen in der Umsetzung
    der Krankenhausreform (KHVVG) berücksichtig werden
  • Die Umsetzung der Krankenhausreform darf sich nicht auf einen Zeitraum von zehn Jahren
    erstrecken
  • Die Umsetzung der Krankenhausreform muss die Resilienz des Gesundheitswesens bei
    Großschadenslagen berücksichtigen
  • Die Finanzierung der umstrukturierten Standorte gemäß KHVVG muss sofort vollumfänglich
    abgesichert werden
  • Die geplanten Vorhaltepauschalen (Level 1i) sind bei Erbringung der Leistung ohne
    Verzögerung auszuzahlen

Es ist fahrlässig für Personal und Patienten, was hier passiert!

Im Sinne der Patienten und aller Akteure im Gesundheitswesen fordere ich Sie auf:

Verhindern Sie weitere „Krankenhaus-Pleiten“!

Handeln Sie jetzt!

 

Mit freundlichen Grüßen

Susann Enders
Krankenschwester, Gesundheitspolitikerin